Katalog der mittelalterlichen Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen Band 4

III/1, Liturgica (Codices 337b–449)

Bearbeitender: Philipp Lenz

Laufzeit: ab 2015

Umfang und Inhalt

Die über tausend mittelalterlichen Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen (davon rund 450 früh- und hochmittelalterliche Pergamenthandschriften) bilden den ältesten und bedeutendsten Fundus mittelalterlicher Handschriften der Schweiz. Dazu zählen zahlreiche herausragende Denkmäler der europäischen Kulturgeschichte aus verschiedenen Gebieten (Liturgie, Theologie, Musik, Literatur, althochdeutsche und altirische Sprache, Jurisprudenz, Medizin). Die Handschriften sind mikroverfilmt. Seit 2005 werden Handschriften der Stiftsbibliothek im Rahmen des Projekts „e–codices“ (zunächst „Codices electronici Sangallenses“) digitalisiert und online zur Verfügung gestellt. Mittlerweile (Mai 2016) sind 580 Handschriften der Stiftsbibliothek auf „e–codices“ zugänglich.

Geschichte

Die Stiftsbibliothek ist eine der ältesten Bibliotheken der Welt mit ununterbrochener Kontinuität bis heute und eine der wenigen am ursprünglichen Ort bewahrten grossen Klosterbibliotheken des Mittelalters. Ihre Anfänge reichen ins 8. Jahrhundert zurück; aus der kulturellen Blütezeit vom 9. bis zum 11. Jahrhundert sind mehrere hundert Handschriften erhalten. Durch den Besuch italienischer Frühhumanisten im Umfeld des Konstanzer Konzils erlitt die Bibliothek 1416/17 Verluste an Handschriften mit Texten der klassischen Antike. Unter den Äbten Ulrich Rösch, Franz Gaisberg und Diethelm Blarer blühte die Buchkunst im 15. und 16. Jahrhundert wieder auf; in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bereicherten interessante Büchersammlungen von Klerikern wie den Mönchen Gall Kemli († 1481) und Johannes Bischoff († 1495) oder dem Weltpriester Matthias Bürer († 1485) die Klosterbibliothek. Einen bedeutenden Zuwachs an mittelalterlichen Handschriften erfuhr die Bibliothek unter Abt Beda Angehrn, der 1768 eine grössere Zahl an Manuskripten aus dem Nachlass des Glarner Humanisten und Geschichtsschreibers Aegidius Tschudi († 1572) erwarb. 1782 brachte der Bibliothekar Johann Nepomuk Hauntinger zahlreiche spätmittelalterliche Gebetbücher und weitere mystisch-aszetische Literatur aus sanktgallischen Frauenklöstern in den Besitz der Stiftsbibliothek.

Projektziel

Beschreibung der Handschriften und ihres Buchschmuckes gemäss leicht adaptierten DFG-Richtlinien; Publikation von gedruckten Katalogen.
Bislang sind drei Bände im Rahmen der Neukatalogisierung der Handschriften erschienen. Zurzeit wird die Abt. III/1, Liturgica (Codices 337b–449) bearbeitet.

Literatur:
  • Scherrer, Gustav: Verzeichniss der Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, Halle 1875.
  • Bruckner, Albert: Scriptoria medii aevi Helvetica, Bd. 1, Genf 1935, S. 88-94, Bd. 2, Genf 1936, S. 53-82, Bd. 3, Genf 1938, S. 55-123.
  • Scarpatetti, Beat von: Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen. Beschreibendes Verzeichnis, Codices 1726–1984, St. Gallen 1983.
  • Scarpatetti, Beat von u.a.: Katalog der datierten Handschriften in der Schweiz, Bd. 3, Dietikon-Zürich 1991, Nr. 59–286, 742–778, 826–869, 902–911.
  • Scarpatetti, Beat von: Das St. Galler Scriptorium, in: Peter Ochsenbein (Hg.): Das Kloster St. Gallen im Mittelalter. Die kulturelle Blüte vom 8. bis zum 12. Jh., Darmstadt 1999, S. 31–67.
  • Schmuki, Karl / Ochsenbein, Peter / Dora, Cornel: Cimelia Sangallensia. Hundert Kostbarkeiten aus der Stiftsbibliothek St. Gallen, St. Gallen 2000.
  • Tremp, Ernst / Huber, Johannes / Schmuki, Karl: Stiftsbibliothek St. Gallen. Ein Rundgang durch Geschichte, Räumlichkeiten und Sammlungen, 2. Aufl., St. Gallen 2007
  • Scarpatetti, Beat von: Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen. Band 1: Abt. IV, Codices 547–669, Hagiographica, Historica, Geographica, Wiesbaden 2003.
  • Scarpatetti, Beat von, unter Mitarbeit von Philipp Lenz: Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen. Band 2: Abt. III/2, Codices 450–546, Liturgica, Libri precum, deutsche Gebetbücher, Spiritualia, Musikhandschriften 9.–16. Jahrhundert, Wiesbaden 2008.
  • Euw, Anton von:  Die St. Galler Buchkunst vom 8. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts. Band 1: Textband, Band 2: Tafelband, St. Gallen 2008 (Monasterium sancti Galli 3), Nr. 1–6, 8–20, 22–31, 33, 35, 54–57, 59, 60, 62, 66–81, 83–87, 89–94, 96–98, 107, 108,112, 114–120, 124, 131, 132, 137, 142–144, 146, 148, 157–162, 164–167.
  • Lenz, Philipp / Ortelli, Stefania: Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen. Band 3: Abt. V, Codices 670–749, Kanonisches, römisches und germanisches Recht, Wiesbaden 2014.
  • Lenz, Philipp: Reichsabtei und Klosterreform. Das Kloster St. Gallen unter dem Pfleger und Abt Ulrich Rösch 1457–1491, St. Gallen 2014 (Monasterium Sancti Galli 6), S. 450–503.